Zwischen Nachhaltigkeit und Dolomitenblick: Hotel Leitlhof in Innichen

Persönlicher Reisebericht von COCOtravellerin Margit: Hotel Leitlhof in Innichen

Dem Novemberblues ein Schnippchen schlagen – das war die Idee von COCOtravellerin Margit. Mit ihrer Schwester Gabi reiste sie ins Hotel Leitlhof in Innichen. Das mehrfach ausgezeichnete Naturhotel in Südtirol vereint Nachhaltigkeit, Bergblick und Komfort auf beeindruckende Weise. CO₂-neutral, energieautark und tief in der Region verwurzelt, ist der Leitlhof weit mehr als ein Wellnesshotel: Er ist ein Leuchtturm für zukunftsfähigen Tourismus – und ein besonderer Rückzugsort mit ganz viel Herz.

Slow Travel & Berggenuss: Naturhotel in Südtirol mit Weitblick

Dem November-Blues ein Schnippchen schlagen 

Irgendwie kriecht dieser Monat jedes Jahr trüb, kalt und langweilig in meine Seelenlandschaft. Manchmal flüchte ich in den warmen Süden. Heuer suchte ich bewusst nach einer Alternative in der nahen Heimat. Der Leitlhof in Innichen schien mir das geeignete Platzerl zu sein, um die Novembertristesse in mir zu überlisten.

Nicht weit ist es von der Grenze nach Innichen, oder „San Candido“. Der Leitlhof, meine Adresse für ein paar genussvolle Spätherbsttage, liegt etwas höher am Hang der 3000-Seelen-Gemeinde im Hochpustertal, mit weitem Blick über den Ort. Und tatsächlich verfliegt die nebelige, trübe Stimmung, als ich in geselliger Begleitung meiner Schwester im Leitlhof einchecke. Schon beim Empfang kommt uns mit Marion, dem guten Geist des Hotels, Wärme und Herzlichkeit entgegen. Die Eigentümer vertrauen der sympathischen Südtirolerin blind, die Geschicke ihrer besonderen Herberge ganz im Sinne ihrer Philosophie zu leiten.

Naturhotel Leitlhof: Boutique-Zimmer mit Dolomitenblick

In unserem Zimmer 219 erwartet uns zurückhaltender Luxus. Ich mag diesen puristischen, schlichten Stil, ohne viel Schnörkel. Er strahlt Ruhe und Wärme aus in diesen trüben Novembertagen. Die Wände sind mit strukturiertem Holz vertäfelt. Auf die einladende Couch in Naturfarbe „flacken“ wir uns erst einmal gemütlich hin, am Tisch begrüßen uns rote Äpfel und eine Glasflasche mit Wasser, das aus einer der drei hauseigenen Quellen stammt.

Der Badbereich mit seinen hellen, erdfarbenen Fliesen verspricht mir als Morgenmuffel nach dem Aufwachen den sicheren Frische-Kick. Ein Rucksack hängt am Garderobehaken – eine aufmerksame Einladung, die Gegend zu erwandern. Viel Licht fällt durch die bis zur Decke reichenden Glasfronten und lockt mich hinaus auf die Terrasse.

Erstmal aus- und einatmen in der klaren kühlen Bergluft. Meine Augen fliegen über das schmucke Dorf, die Hügel hinauf und ruhen still am schon angezuckerten Haunold, dem Hausberg von Innichen. Stolze 2.966 Meter ist er hoch. Vom Bett aus, stelle ich freudig fest, kann ich ihn gleich nach dem Aufwachen sehen. Die an seinem Fuße gelegenen Skipisten gehören zur Skiregion “3 Zinnen Dolomiten“, fünf miteinander verbundenen Skibergen mit insgesamt 115 Pistenkilometern. Die Beschneiungsgeräte nutzen die frostigen Temperaturen und spucken unermüdlich Kunstschneeflocken auf die grünen Hänge. Vielleicht komm ich im Winter mit meinen Skiern wieder! Kofferauspacken verschieben wir und gönnen uns zuerst einen Rundumblick.

Farm-to-Table-Küche: Genuss aus Südtirol – direkt vom Mühlhof

Beim Abendessen kosten wir uns im wahrsten Sinne quer durch Südtirol. Auf der Speisekarte finden wir ein fein abgestimmtes 5-Gänge-Menu, das Geschichten erzählt: vom dazugehörenden Bauernhof nebenan, von den Almen und den Jahreszeiten.

Wir starten mit einem Carne salada vom Angusrind mit einer Liebstöckl Kräutercreme und eingelegten Steinpilzen. Apropos Liebstöckl: In meiner alten Heimat Kärnten heißt dieses eigenwillige Kraut „Luststöckl“. Danach empfiehlt uns Davide, unser charmanter Kellner Topfennockerln mit Grünkohlpesto und Walnüssen. Meine Schwester wählt das Angus Mühlhof Gulasch, klassisch mit Semmelknödel und Gemüse und ich Zweierlei von der Goldbrasse mit Olivenpesto und Canellinibohnen. Dazu passt Wein von den sonnengeküssten Reben Südtirols. Alessandro, ein Abglanz von Freddie Mercury, begeistert uns abschließend mit Grand Marnier Halbgefrorenem und ein paar eigens interpretierten Tönen aus „Bohemian Rhapsody“.

Küchenchef Markus lädt uns in sein Reich, bevor es dort betriebsam wird. Er und sein Team folgen der Philosophie des Hauses: Tunlichst alles stammt aus der Region und vom zum Hotel gehörenden „Mühlhof“ nebenan.

An einem Abend in der Woche zaubert die Patisserie ein Dessertbuffet mit süßen Meisterwerken. Für mich Schleckermaul ist mein Teller definitiv zu klein für all die Köstlichkeiten! Besonders angetan haben es mir die bunten Macarons. Selbst bei meinem letzten Parisaufenthalt habe ich nicht so geschmackvolle entdeckt.

Frühstücken im Naturhotel Leitlhof: Von Croissants bis Omelettes

Ein Morgen kann für uns nicht besser beginnen: Ein Lächeln für den Cappuchino und – noch nie erlebt – die krossen Croissants, die auf einer Steinplatte warmgehalten werden. Dazu herzhafte Brotsorten, allerlei Pikantes aus dem Pustertal, Müslivariationen, Marmeladen, die nach Sommerwiese schmecken – und buntes Obst und Gemüse für mich zu einem frischen Vitamin-Kick gepresst. Zum Abschluss: ein Omelette, direkt am Buffet zubereitet.

Wellnesshotel in Innichen: Slow down im NaturSPA

Was für ein Schauspiel zeigt sich uns frühen “Wasservögeln“ am beheizten Außenpool! Sein warmes Wasser trifft auf kühle Bergluft und steigt in zauberhaften, fast geisterhaften Nebelschwaden auf. Die Morgensonne bricht langsam durch diese Schleier – eine Bühne aus Licht und Dampf.

Am späten Nachmittag aus der Bergwelt zurück im Hotel erkunden wir neugierig den weitläufigen Wellnessbereich, der vor zwei Jahren neben neuen Gästezimmern und dem Barbereich – in nur 7 Wochen Umbauzeit – errichtet wurde. Er besticht durch seine stylische puristische Gestaltung und ist Ausdruck der Leitidee des Hotels – luxuriös in seiner Schlichtheit, naturverbunden und vollkommen energieautark.

Das Spa-Angebot reicht von klassischen Massagen über Ayurveda bis hin zu regional inspirierten Anwendungen mit Naturprodukten. Wie gefällt euch beispielsweise ein belebendes Bad mit Fichtennadeln und Steinsalz in der opulenten „Kaiserwanne“ allein oder zu zweit? Nach unserem Outdoortag finden wir wohlige Wärme in der Panoramasauna. Ihre großzügige Glasfront öffnet den Blick ins Hochpustertal mit seiner imposanten Bergwelt. Unsere Tageserlebnisse ziehen vorbei – was bleibt ist Ruhe, Wärme und ein zufriedenes Wohlgefühl.

Was tun rund um den Leitlof? Eine Herbstwanderung zum Pragser Wildsee

Im kurzen Novemberlicht gilt es, jeden Augenblick an der frischen Luft zu genießen! Im Leitlhof warten zwar die Wanderführer Rudi und Theo, die die Berge wie ihre eigene Westentasche kennen, doch wir wollen unbedingt zum Pragser Wildsee. Er ist neben den 3 Zinnen der am meisten besuchte Spot in den Dolomiten. Ich habe ihn letztes Jahr an einem Sommertag besucht. Da vermochte er den Ansturm der Besucher kaum zu bändigen. Ich freu mich auf seine Stimmung jetzt im Spätherbst. Reizvoll still und mystisch liegt er nun da, eingebettet in einen natürlichen Rahmen aus Fichten und Felsen. Sein Wasser ist dunkelgrün, beinahe geheimnisvoll. Der mächtige Seekofel an seinem Ende wacht über diese Szene.

Dolomiten mit Weitblick: Drei Zinnen, Lago di Misurina & Cortina

Auch am nächsten Tag bleibt der Himmel wolkenlos. Wir machen uns über die Berge auf den Weg nach Cortina. Am ersten Halt sieht man zwei der drei Zinnen, wohl dem bekanntesten Wahrzeichen der Dolomitenregion, wie steinerne Türme in den Himmel ragen. Das Fehlen der dritten Spitze tut dem magischen Moment keinen Abbruch und der erste Schnee unter meinen Boots bringt Freude in mein Winterherz. „Bitte, Frau Holle, noch mehr davon!“

Am höchsten Punkt der kurvigen Bergstraße liegt, umrahmt von den Dolomiten, der romantische „Lago di Misurina“. Heute, bei klarem Wetter und Sonnenschein spiegelt er die Gipfel in seinem Wasser. Danach geht es hinunter ins mondäne Cortina d’Ampezzo, einem Ort, der Geschichte trägt und bald wieder Bühne für die Welt sein wird. Hier werden sich nächstes Jahr die Skiasse um olympisches Gold auf der berühmten “Tofana“ matchen.

Stephan, unser Gastgeber, ist ein Tausendsassa mit visionärem Blick und bäuerlichen Wurzeln. „Meine Frau schimpft mich immer, wenn ich mich als Bauer vorstelle“, erzählt er. Die Landwirtschaft ist für ihn kein Beiwerk zum Leitlhof, sondern der Kern seiner Haltung. „Wollt ihr meinen Stall sehen?“, fragt er. Wir wollen! Im nahegelegenen „Mühlhof“ führen rund 35 Angusrinder ein glückliches Leben, bis sie in der Hotelküche wertschätzend verarbeitet werden. Die jungen Rinder wachsen in Muttertierhaltung auf und verbringen den Sommer auf Almwiesen. Am Mühlhof wird auch Gemüse für die Hotelküche angebaut.

Hotel Leitlhof Innichen: Oscars der Reisebranche für ein Leuchtturmprojekt

Stephan hat den Leitlhof im Laufe der Jahre zu einem energieautarken Naturhotel entwickelt. Seit 2015 wird das Hotel vollständig autark mit Wärme und Strom versorgt. „Können wir auch einen Blick in deine „Energiewerkstatt“ werfen?“, fragen wir neugierig. Wir wollen verstehen, warum der Leitlhof schon mehrfach als „Europe’s Leading Green Hotel“ ausgezeichnet wurde.

Natürlich sind Technik und Konzept nicht alles, stünden nicht auch die Mitarbeiter, allen voran Marion, die „rechte Hand“ von Stephan, hinter dieser Philosophie. Sie alle sorgen mit Herz und Präsenz und unscheinbaren Gesten, dass wir uns im Leitlhof vom ersten bis zum letzten Moment wie zu Hause fühlen.

Am Morgen unserer Heimreise glänzen meine Augen besonders: Dicke Schneeflocken fallen vom Himmel – und der Leitlhof Innichen und das ganze Pustertal verschwinden unter der ersten dicken Schneedecke.

TEXT & FOTOS: Margit Bacher